Mehr Grün, weniger Müll

Fotos: Birgit Leiß/Webredaktion

Die dritte Sitzung in diesem Jahr fand in einem besonders schönen Ambiente statt: dem Kubium in der Teupitzer Straße 39. Der Pavillon des Beschäftigungsträgers Kubus gGmbH wirkt mit seinen vielen Grünpflanzen fast wie ein Gewächshaus. Das passte natürlich zum ersten Thema auf der Tagesordnung: dem Projekt „Gemeinsam Gärtnern“. Katharina Böhme und Lulu Dombois vom Büro Parzelle X, dem Träger des Projekts, berichteten, dass inzwischen eine Gruppe von rund 15 Gartenfans in den Startlöchern steht, um die Gemeinschaftsparzelle in der Kleingartenanlage Hartzal-Wilde Rose zu beackern. Ein erstes Kennenlerntreffen fand am 24. April statt (ausführlicher Bericht hier.) 

Die Harzer Kanne ist da

Lulu und Katharina wollen außerdem Schulgärten einrichten beziehungsweise bestehende unterstützen und haben bereits Kontakt zur Hans-Fallada-Schule, der Eduard-Mörike-Schule sowie der Röntgen-Schule aufgenommen. Ein dritter Pfeiler des Projekts: Baumscheibenbepflanzungen. Wer wissen will, wie das geht und was zu beachten ist, kann am 2. Juni von 16 bis 18 Uhr zum Baumscheibenworkshop in die Werra- /Ecke Roseggerstraße kommen. Auch Workshops zur Müllvermeidung oder zum Bau eines Hochbeets sind geplant. Um allen Gärtner:innen die Arbeit zu erleichtern, wurde zudem ein E-Lastenrad angeschafft, das jetzt noch zur sog. Harzer Kanne umgebaut wird, mit Wassertank, Schlauch und anderen Gartenutensilien an Bord. Noch ist unklar, wo es abgestellt wird, aber es soll auf jeden Fall für alle zugänglich sein. Ziel des Projekts, das Parzelle X „HarzAcker“ getauft hat, ist es, den Kiez grüner, klimafreundlicher und lebendiger zu machen.

Nord-Neukölln liegt ganz vorne bei den Sperrmüll-Meldungen

Das zweite Hauptthema an diesem Abend ist weniger erbaulich: die Vermüllung. Wie kann man es schaffen, dass sich alle für den öffentlichen Raum verantwortlich fühlen? „Auf Dauer sind Kiezputzaktionen keine Lösung“, erklärte Quartiersmanagerin Hande Gür. Daher hatte man sich die Profis vom Ordnungsamt Neukölln und der Berliner Stadtreinigung (BSR) eingeladen. Die Mitarbeiter berichteten, dass von berlinweit rund 16 000 Sperrmüll-Meldungen im öffentlichen Raum pro Jahr 6000 aus Nord-Neukölln kommen. Der Harzer Kiez sei jedoch nicht besonders schlimm. Die Hotspots kennt man. So werden in der Brockenstraße tonnenweise Kühlschränke, Sofagarnituren und ähnliches abgestellt. Nach Einschätzung des Ordnungsamtes laden hier gewerbliche Entrümpelungsfirmen ihren abgeholten Hausrat ab. Man habe sogar Kolleg:innen, die sich auf die Lauer legen, um Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen. Doch das glücke nicht allzu häufig. Die Haltung, auch vieler Bürger:innen, sei: jemand anderes macht es weg.

Mehr Sperrmüllmärkte

Nach so gehaltvollen Informationen und Gesprächen tat die Pause gut. Kubus hatte eine leckere Gemüsesuppe vorbereitet, außerdem gab es Baklava. Nach der Pause entwickelte sich eine recht lebhafte Diskussion. „Ich verstehe nicht, warum man die Gewerbetreibenden nicht stärker in die Verantwortung nehmen kann“, meinte eine Quartiersrätin. Die Mitarbeiter von BSR und Ordnungsamt winkten ab. Das habe man alles schon versucht, ohne Erfolg. Es sei nicht nachzuweisen, von welchem Geschäft die Kaffeebecher oder Pizzaschachteln stammen. Warum es keine kostenlose Sperrmüllabholung wie in den meisten deutschen Städten gibt, wollten mehrere Quartiersrat-Mitglieder wissen. Das sei eine Kostenfrage, so der BSR-Mitarbeiter. Stattdessen setzt man auf Tausch- und Sperrmüllmärkte in den Kiezen. Der nächste ist am 17. Juni auf dem Wildenbruchplatz.

Was hilft?

Eine gewisse Verbesserung und Beschleunigung erhoffen sich BSR und Ordnungsamt von einer neuen Regelung. Seit 1. Mai darf die BSR auch ohne Beauftragung durch das Ordnungsamt den Sperrmüll abholen. Noch in diesem Sommer sollen zudem mehr Papierkörbe entlang der Ufer-Spazierwege aufgestellt werden. Gernot Zessin von Kubus berichtete, dass man schon seit Jahren im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme Park- und Spielplatzläufer damit beauftragt, in Grünflächen und auf Spielplätzen Flaschen, Spritzen und anderen Unrat einzusammeln. Ohne solche Extra-Maßnahmen und ohne die engagierten Menschen, die bei nachbarschaftlichen Kiezputzaktionen mitmachen, sähe es also noch viel schlimmer aus. „Erwarten Sie nicht zu viel von solchen Projekten, aber wenn Sie nur ein paar Menschen überzeugen können, ihr Verhalten zu ändern, ist viel gewonnen“, meinte der Ordnungsamt-Mitarbeiter. Juliane Stauch von der Neuköllner Kampagne „Schön Wie Wir“ wies zum Abschluss des Abends darauf hin, dass das Team Kiezputzaktionen mit Flyern, Greifzangen, Mülltüten und so weiter unterstützt.