Chilis und Mirabellenbäumchen: Samen- und Pflanzentauschbörse in der KGA "NCR-National Registriert Kasse e.V.“
Eine offene Kleingartenkolonie
Auf dem Papier ist die Kleingartenanlage (KGA) des "NCR-National Registriert Kasse e.V.“ keine Idylle: Neben der viel befahrenen Sonnenallee und halb im Gewerbegebiet gelegen, klingt die Lage nicht nach Ruhe im Grünen. Durchquert man die Eingangstür, geht drei Stufen die Treppe hinunter, bietet sich ein anderes Bild: Der Verkehr ist kaum noch zu hören, die einzelnen Gärten sind unterschiedlich, bunt und weit weg von der Kurzrasen-Uniformität vieler Schrebergärten in Berlin. Die Türen des Vereins stehen für Nachbar*innen, Kinder und Senior*innen immer offen, alle sind eingeladen, sich am Projektgarten zu beteiligen. Auch gesellschaftspolitisch ist der Verein aktiv: Ende April 2025 hatte er zusammen mit der VHS Neukölln zu einer Führung über das ehemalige Außenlager des KZ Sachsenhausen eingeladen, das sich auf dem heutigen KGA-Gelände befand. Vor Jahren schon sorgten die NCR-Mitglieder dafür, dass auf dem Gartengelände eine entsprechende Gedenktafel aufgestellt wurde.
Anlass war der Tag der Städtebauförderung
"Die NCR ist kulturell viel diverser als andere. Es ist zauberhaft hier“, schwärmt auch Yvonne Stolterfoht von „Parzelle X“, dem Träger des QM-Projekts „Harzacker“. Sie und ihre Kollegin Lea Grundt haben die Samen- und Pflanztauschbörse auf dem öffentlichen Gemeinschaftsgarten des NCR e.V. organisiert. Anlass war der diesjährige „Tag der Städtebauförderung“, an dem sich berlinweit Projekte vorstellen, die aus dem Programm Sozialer Zusammenhalt gefördert werden. Yara Pascale Füssel vom QM Harzer Straße hatte einen Tisch aufgebaut, an dem es neben Info-Material auch kleine Töpfchen mit Vergissmeinnicht sowie Samentütchen und Leinenbeutel zum Mitnehmen gab.
Gärtnern bringt Menschen zusammen
Das Harzacker-Projekt war bislang vor allem in den KGAs Harztal-Wilde Rose und Loraberg aktiv. Dort unterstützt das Projekt Gemeinschaftsgärten und lädt im September zur „Langen Tafel“ ein, an der es selbstgeerntetes Gemüse zu essen gibt.
Das Event beim NCR e.V. war die erste Kooperation mit einer KGA in der Sonnenallee. Ein wichtiges Ziel des Harzacker ist es, Menschen zusammen zu bringen, die sich für mehr Grün im öffentlichen Raum engagieren und sich ganz allgemein für das Gärtnern interessieren. Dass die Samen- und Pflanzentauschbörse beim NCR e.V. stattfand, hatte vor allem mit diesem Vernetzungsgedanken zu tun. Tatsächlich waren es nicht nur die Pächter des NCR e.V., die an dem sonnigen, leicht kühlen Frühlingstag vorbeikamen. Über Mailverteiler erfuhren auch Gärtner*innen aus anderen Neuköllner KGAs von dem Event und brachten Samentütchen und Pflänzchen mit.
„Gib, was Du kannst, nimm mit, was Du brauchst“
Unter dem Motto „Gib, was Du kannst, nimm mit, was Du brauchst“ stellten bereits zu Beginn der Veranstaltung viele NCR-Pächterinnen alle möglichen Pflanzen auf die Tische, darunter Chilis, ein Wermut-Strauch, Waldmeister, Erbsen und zwei Mirabellen-Bäumchen. „Es ist aber meistens so, dass mehr hingestellt als mitgenommen wird“, erzählt Lea vom Harzacker. Am Ende blieb zwar einiges übrig, weggeworfen wurde aber nichts, denn für alles wird sich ein Platz finden. Neben dem eigentlichen Tauschgeschäft gab es natürlich auch viele Fachgespräche. Manche Fragen blieben allerdings offen: „Soll ich jetzt schon die Erbsen aussähen, oder gibt es nochmal Frost?“, wollte eine Besucherin wissen. Die Antwort wusste niemand.
Wer Interesse hat, sich an Gemeinschaftsgärten oder Pflanzaktionen zu beteiligen, kann gerne mit dem Projekt Harzacker Kontakt aufnehmen. Darüber hinaus kann am 05.07.25 der Tag der Offenen Gärten besucht werden. Die diesjährige Lange Tafel findet voraussichtlich am Freitag, den 19. September in der Brockenstraße statt.
Infos und Kontakt Harzacker:
Webseite: https://www.harzacker.de/
Mail: harzacker@parzelle-x.de
Text/Fotos: M. Hühn, Webredaktion 2025