Müllspaziergang im Kiez

 

Knapp 15 Teilnehmer*innen trafen sich am Dienstag, den 7. Mai am ehemaligen Standort des Kiezecks am Weigandufer, um gemeinsam durch den nördlichen Teil des Quartiers zu laufen und hinzuschauen, wo welcher Müll liegt. Eingeladen hatte das Kulturlabor Trial & Error, das als Trägerin in den nächsten drei Jahren das Projekt "Idyll ohne Müll" umsetzen wird. Dessen Ziel ist die Verringerung des Müllaufkommens im öffentlichen Raum und die Sensibilisierung für einen bewussten, ressourcenschonenden Umgang mit Rohstoffen, letztlich also dem Ausgangsmaterial für Dinge, die als Müll irgendwo enden. Mit dabei waren Anwohner*innen, eine BVV-Abgeordnete, Ruuta Vimba und Juliane Meißner von Trial & Error sowie Lara-Philine Kowalski von "innoCert", einem Kooperations-Projekt der TU Berlin und des Zentrums Technik und Gesellschaft. Lara untersucht wissenschaftlich, wo welcher Müll zu finden ist, welche Wege er zurücklegt und welche Strategien (Stichwort Mehrwegverpackungen) helfen, das Müllaufkommen zu verringern.

 

Müll gibt es im Harzer Kiez reichlich. Allein auf dem kurzen Weg vom Weigand Ufer über die Brücke bis zur Teupitzer Straße sieht man Unmengen von Kleinmüll wie Folien, Styroporschachteln, Kippen oder Einwegflaschen. Claudia, Anwohnerin und Mitglied der Initiative "Wilde Hecken", erzählt, wie es dazu kommen kann: "Ich beobachte häufiger, dass jemand im Auto etwas isst, wenn er fertig ist, die Tür aufmacht und die Verpackung einfach auf die Straße wirft."

Auch in der Teupitzer Straße wird der Müll vermutlich mit dem Auto angekarrt. Hier liegen die größeren Stücke, Sperrmüll wie alte Sofas, Fernseher, Autoreifen oder Bauschutt. Weil die Teupitzer Straße weniger Wohn- als Gewerbebebauung aufweist, geht die illegale Müllentsorgung hier weitgehend unbeobachtet über die Bühne. Das Gleiche gilt für den Sinsheimer Weg und Teile des Kielufers. Im Sinsheimer Weg bot sich ein besonders paradoxes Bild: Am Rande des neuen Spielplatzes, in einer ruhigen und grünen Ecke, stand eine fast komplette Zimmereinrichtung. Das Problem hier: Sperrmüll zu entsorgen ist für viele Menschen mit Hürden verbunden. Entweder sie müssen ihn selbst zum BSR-Recyclinghof bringen oder kostenpflichtig abholen lassen.

Um den Kiezbewohner*innen die legale Entsorgung zu erleichtern, finden seit einiger Zeit Sperrmüll- und Tauschmärkte statt. Diese sind auch Projektbestandteil von "Idyll ohne Müll". Die Idee: Die Anwohner*innen bringen ihren Sperrmüll auf einen zentralen Platz, BSR-Mitarbeiter*innen beurteilen dessen Zustand und stellen ihn, sofern noch in Ordnung, während des Kieztages zum Mitnehmen auf die Straße. Die Dinge, die übrig bleiben, werden entweder von der BSR in der "NochMall" angeboten oder entsorgt. Der nächste Tausch- und Sperrmüllmarkt findet am 28. Mai auf dem Parkplatz des Nahkaufs am Kielufer statt.