„Oh, ist das nur für Familien?“ fragt eine enttäuschte Interessentin, als sie an diesem verregneten Freitagnachmittag vor der Tafel mit dem Hinweis „Family Karaoke“ steht. „Nein, natürlich nicht, einfach reinkommen, hier sind auch noch andere ohne Kinder!“, ermuntert Kemaya, Moderatorin und Initiatorin der Veranstaltung. Nach und nach füllt sich der kleine Raum. Es ist eine bunte Mischung, vom Kind bis zum Opa. Nach kurzer Aufwärmphase und Mutmachen durch Kemaya („Es kommt nicht drauf an, ob ihr gut singen könnt!“) traut sich die neunjährige Juna ans Mikrophon. Das Publikum ist begeistert. „Wow, du könntest bei den Voice Kids mitmachen!“, meint eine Frau. Später finden noch andere den Mut zu singen, allein oder mit Unterstützung von Kemaya. Das Repertoire reicht von „Smooth Operator“ von Sade über „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen und – auf besonderen Wunsch eines Besuchers, der selber nicht singen wollte, die Hertha BSC Hymne „Nur nach Haus“ von Frank Zander.

Finanzielle Unterstützung durch das Quartiersmanagement

Kemaya - das ist ihr Künstlername - ist Sängerin, Moderatorin und interkultureller Coach. Sie hatte die Idee zu dem Karaoke-Veranstaltungen, die seit September letzten Jahres im Open Tiny stattfinden. Für sie ist Karaoke eine Vernetzungsmethode, eine Möglichkeit des Empowerments: „Mein Ziel ist es, dass Menschen über das Singen zusammenfinden. Man kann sich hier kennenlernen, einen Verein gründen, Dinge tauschen oder Freundschaften schließen. “Über den Aktionsfonds des Quartiersmanagements Harzer Straße hat sie einen Zuschuss für die Materialkosten bekommen. Davon wurde unter anderem ein Laptop und ein White Board angeschafft. Auf die Tafel kann man seine Musikwünsche schreiben oder auch irgendwelche Infos weitergeben.

Und weil Musik bekanntlich Herzen öffnet, gingen am Ende alle ganz beseelt nach Hause. „Ich hätte nicht mit einer solchen Resonanz gerechnet“, freut sich Kemaya. Das kostenlose Karaoke findet alle 6 bis 8 Wochen statt. Die Termine werden hier veröffentlicht.