Fußballfieber beim Sommerkino
Alle Stühle im Garten vom Treffpunkt Harzer Kiez waren an diesem schönen Spätsommerabend besetzt und das Popcorn war schon alle, bevor es richtig losging. Es kamen vor allem Kinder und Jugendliche, einige mit ihren Eltern. Auch gut ein Dutzend Jungs in Fußballtrikots waren erschienen. „Ein Neuköllner Fußballverein hat uns gefragt, ob sie mit zehn Kindern kommen können, es sind noch ein paar mehr geworden“, erzählt Maria Scurrell, Leiterin des Treffpunkts an der Hans-Fallada-Schule. Auf dem Programm stand nämlich ein Film, in dem es um Fußball geht. Doch zuvor gab es noch eine echte Premiere. In Anwesenheit des Filmteams wurde ein 30-minütiger Film gezeigt, der im Rahmen eines Workshops des Kieztreffpunkts entstanden war. 14 Schülerinnen und Schüler der Hans-Fallada-Schule hatten unter Anleitung der Regisseurin und Filmpädagogin Michalina Mrozek Kamera und Ton gemacht und Interviews geführt. Das Thema: Jung trifft Alt. Die Kinder besuchten unter anderem das Fernheizkraftwerk Neukölln, die Bäckerei Endorphina und befragten Menschen aus der Nachbarschaft, was ihnen am Harzer Kiez gefällt und was sie gern ändern würden. „Ey, der ist voll frech!“ kommentierte ein Junge aus dem Publikum, als ein Anwohner nach der Anzahl seiner Ex-Freundinnen gefragt wurde. Von Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel wollten die Nachwuchs-Regisseur*innen wissen, ob er immer schon Bürgermeister werden wollte.
Eine Einwanderungsgeschichte, die Mut macht
Nach der beklatschten Premiere und einem Blumenstrauß für die Filmemacherin Michalina Mrozek fing dann der Hauptfilm „Sieger sein“ an. Er kam offenbar gut an, denn die vorher etwas unruhigen Zuschauenden verfolgten gebannt die Geschichte der 11-jährigen Mona, die mit ihrer kurdischen Familie aus Syrien fliehen muss und in einer Weddinger Schule landet. Dort wird sie zunächst gemobbt, kann sich dann aber behaupten, auch dank ihres Fußballtalents. Ihre Aufnahme in die Mädchenfußballmannschaft, ein spannendes Turnier und all die kleinen Reibereien an der Schule und in der Familie wurden aus dem Publikum mit vielen Lachern und Zwischenrufen begleitet. „Sieger sein“ wurde bei der diesjährigen Berlinale gezeigt und gewann als bester Kinderfilm den Deutschen Filmpreis 2025. „Wir haben ihn ausgesucht, weil er eine Migrationsgeschichte zeigt, mit der sich viele Kinder identifizieren können“, erklärt Maria Scurrell. Auch die Ungleichbehandlung an der Schule wird im Film thematisiert, etwa wenn die Lehrerin eine Vier Minus bei Mona okay findet, aber die deutsche Mitschülerin mit ihrer Drei Plus zu besseren Leistungen anspornt. „Klar, weil sie keine Ausländerin ist!“, ruft ein zuschauender Junge.
Im Treffpunkt Harzer Kiez finden neben regelmäßigen Angeboten wie einem Schachclub für Kinder und Jugendliche sowie einem Chor auch immer mal wieder Flohmärkte, Kinoabende und ähnliche Veranstaltungen für die Nachbarschaft statt. Der nächste Flohmarkt findet bereits am 10.10.25 statt.












