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Einrichtungen im Harzer Kiez: Die Kita Kleine Herzen

Mit Leidenschaft Erzieher:innen

Seit 2014 besteht der Natur- und Kultur- Kindergarten Kleine Herzen an der Treptower Straße. Leiterin Natalia Weimann erzählt von der Leidenschaft, die sie und ihr Team antreibt und geht auf die Besonderheiten des Kiezes ein.

 

Mit einem riesigen Spielplatz vor der Tür ist die Kita “Kleine Herzen” in Neukölln eigentlich privilegiert. Auch mit dem sehr engagierten Team, das die Räumlichkeiten nicht nur mit den Bildern der Kinder schmückt, sondern sogar mit ein paar eigenen. “Im Team sind alle mit Herz Erzieher:innen” sagt Kita-Leiterin Natalia Weimann, die seit 14 Jahren in Neukölln als Pädagogin tätig ist. Sie selbst übe ihren “Wunschberuf” aus, denn: “Wir sitzen an der Quelle, hier beginnt alles”. Hört man Natalia Weimann zu, versteht man: Bilden, Vermitteln, Erziehen ist erst eine Berufung, dann ein Beruf.

 

Deswegen sucht das Team der Kita ständig nach interessanten Projekten und Kooperationen. Mülltrennung und Recycling sind ein großes Thema im Kiez. So entstand ein Projekt mit den Street Players, die dem Kindergarten zwei wunderschön ulkige Müllmonster zur Verfügung stellten. Mit der Unterstützung der Müll-Monster macht das Team die Kinder und die Eltern auf das Thema Wiederverwertung aufmerksam. Das Projekt kommt im Kindergarten sehr gut an. Natürlich entstanden die Monster aus Weggeworfenem, aus Dosen, Kisten, Stöpseln, Drähten, die so zu einem zweiten Leben erwachten.

 

In einem anderen Projekt erforschten die Kinder ihre Ängste. In Begleitung von zwei Künstlern lernten sie, ihre Ängste zu benennen und zu artikulieren. “Willkommen in meinem Kopf” so der Name des Projekts von Verena Cremer und Gregor Pfeffer. Im Laufe eines Monats kam wundersam Schönes zu Tage, wie ein Vampiroktopus und ein Grummelbär. Aber auch weniger Schönes, wie Polizeisirenen, bellende Hunde oder die Angst, mit jemandem zu reden. “Das Projekt hatte eine sehr große Wirkung auf die Kinder”, meint Natalia Weimann. Sie lernten Strategien, um besser mit eigenen Ängsten umzugehen und offen über diese zu sprechen Außerdem lernten sie: Manche Monster jagen nur auf den ersten Blick Angst ein, auf den zweiten können sie freundlich und sogar spannend sein.

 

Die Herkunftsgeschichte der Kinder ist weit gestreut, derzeit sind es elf Länder, das internationale Team des Kindergartens spiegelt das. “Wir leben Diversität”, sagt Natalia Weimann. Die Erzieher:innen setzen das diversitätsorientierte Konzept des Trägers AspE e.V. auch in ihrer täglichen Arbeit um. Zur Kernarbeit der Erzieher:innen gehören die Wertebildung, lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und der ständige kulturelle Austausch. Zum Thema “Diversität” gibt es im Kindergarten immer wieder verschiedene Projekte und ausreichend pädagogisches Material. Ein gutes Beispiel dafür: Die gemalte und gebastelte U-Bahn der Herkünfte, siehe Foto.

Wenn Kinder mal nicht an einer größeren Gruppenaktivität teilnehmen möchten, können sie sich zurückziehen. Dafür stehen ihnen gemütliche Kuschelecken zur Verfügung, die auch auf Erwachsene einen sehr attraktiven Eindruck machen. “Einige Kinder kommen aus sehr großen Familien, die auf kleinem Raum wohnen”, erzählt Natalia Weimann. “Bei den Kleinen Herzen werden die Kinder nicht nur gefördert und sorgsam betreut, sondern lernen auch Regeln und feste Abläufe im Alltag kennen. Außerdem können sie hier während der Ruhepause ihren Entspannungs- und Schlafbedarf nachholen.”

Der besondere Fokus der Kita Kleine Herzen: Die Sprachförderung, ein “ganz großes Thema”. Viele Kinder kommen aus Haushalten, in denen nicht Deutsch gesprochen wird. “Erst wenn das Sprachniveau ausreicht, hat es Sinn, die Kinder in die benachbarte Hans-Fallada-Schule zu entlassen”, sagt die Leiterin des Kindergartens.

 

Die Sprachfrage betrifft nicht nur Roma-Kinder, die rund ein Drittel der 25 kleinen Besucher ausmachen. Die Kita wird auch von Kindern besucht, deren Eltern aus anderen EU-Ländern kommen, z.B. Spanien, Italien oder Frankreich. Und auch sie sprechen zu Hause kein Deutsch. Die meisten Eltern der Kita zeigen großes Interesse am pädagogischen Konzept der Kita, nehmen an den Elterngesprächen teil und setzen oft den Rat der Erzieher:innen um. Es gibt aber auch Eltern, die kein Interesse an der Zusammenarbeit zeigen. In solchen Fällen arbeitet das Team des Kindergartens eng und vertrauensvoll mit dem Jugendamt zusammen.

 

Die Arbeit mit Roma-Familien hat in den Kleinen Herzen einen besonderen Stellenwert. Das Gebäude, in dem die Kita liegt, das Arnold-Fortuin-Haus, ist zu einem großen Teil von Roma-Familien bewohnt. Nach der EU-Erweiterung 2007, als Rumänien und Bulgarien dazu kamen, begannen Roma, sich in Neukölln anzusiedeln. Der Träger der Kita, AspE e.V., erkannte das Phänomen früh und stellte sich darauf ein. Neben der Kita betreibt AspE u.a. das FamilienForum Harzer Kiez, das mit der Kita Kleine Herzen eng zusammenarbeitet. Wenn soziale Beratung, Unterstützung beim Ausfüllen der Unterlagen oder Sprachmittlung notwendig sind, springt das FamilienForum ein.

 

Weniger erfreulich im Alltag der Kleinen Herzen: Die ständige Verwüstung des Kräutergartens der Kita im Innenhof des Hauses. Bepflanzte Hochbeete, Zäune, Gartenhäuschen und Inventar wurden mehrfach zerstört. Trotz zahlreicher Sensibilisierungsgespräche mit den Bewohner:innen und der Einbindung von Kooperationspartnern waren die Ergebnisse nur von kurzer Dauer. Mehrmals räumten die Kinder alles auf und bepflanzten die Beete neu, immer wieder wurde alles zerstört. Obwohl die Kinder die Arbeit im Kräuter-Garten sehr mochten, ist jetzt solange Pause, bis man einen Weg findet, die Zerstörung und Vermüllung dauerhaft zu vermeiden.

 

In den sieben Jahren des Bestehens haben rund 200 Kinder die Kleinen Herzen besucht. Einige von ihnen kehren als Praktikant:innen zurück, denn viele von ihnen fragen nach einem Platz für ihr Schülerpraktikum. Über dieses Interesse freuen sich Natalia Weimann und das Team besonders: Ganz offensichtlich haben die Kinder eine sehr positive Erinnerung an ihre Kita.