Was ist Quartiersmanagement?
Beim Quartiersmanagement (QM) handelt es sich um ein seit 1999 bestehendes Instrument des Städtebauförderprogramms Sozialer Zusammenhalt (ehemals: Soziale Stadt), welcher von Bund und Ländern unterstützt wird. Das QM verfolgt das Ziel die Wohn- und Lebensqualität sowie die Nutzungsvielfalt in „Gebieten mit einem besonderen Entwicklungsbedarf“ zu erhöhen, die Integration aller Bevölkerungsgruppen zu unterstützen und den Zusammenhalt in der Nachbarschaft zu stärken. Dafür werden jedem QM-Gebiet neben einem Vor-Ort-Büro und einem mehrköpfigen Team Fördergelder zur Verfügung gestellt, über deren Verteilung gemeinsam im Quartier entschieden wird. Als Gebiete mit einem besonderen Entwicklungsbedarf werden Stadtteile angesehen, die in vielerlei Hinsicht einer Veränderung bedürfen, um nicht von der gesamtstädtischen Entwicklung abgehängt zu werden. In Berlin werden diese Gebiete auf Grundlage des Monitoring Soziale Stadtentwicklung (MSS) identifiziert. Das MSS ist ein Stadtbeobachtungssystem, das alle zwei Jahre die kleinräumige soziostrukturelle Entwicklung der Stadt wiedergibt. Davon ausgehend bestehen zum aktuellen Zeitpunkt 34 QM-Gebiete in Berlin.
Seit Januar 2021 ist auch der Harzer Kiez ein QM-Gebiet, womit sich viele neue Möglichkeiten für die Gebietsentwicklung eröffnen. Das QM arbeitet im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Bezirksamt von Neukölln. Das Vor-Ort-Büro befindet sich in der Treptower Straße 23, in dem ein vierköpfiges und interdisziplinär aufgestelltes QM-Team Anwohnenden mit Rat und Tat zur Seite steht. Damit bildet das QM die Schnittstelle zwischen den Anwohnenden und der Verwaltung und verfolgt zugleich die Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure aus Bildung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Durch den intensiven Austausch mit diesen drei Akteursgruppen werden die gebietsspezifischen Bedarfe im Kiez ermittelt und konkrete Projektideen abgleitet, die in einem Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept (kurz: IHEK) festgehalten werden. Dieser bildet die verbindliche Handlungsgrundlage des QMs und wird alle zwei Jahre aktualisiert. Für das neu gegründete QM Harzer Straße ist die Erstellung des IHEK bis Mitte 2022 vorgesehen, bis dahin werden die Aufgaben und Ziele für die Gebietsentwicklung in einem Aktionsplan festgeschrieben.
Die jedem QM bereitgestellten Fördermittel unterteilen sich in drei Töpfe: Den Aktionsfonds, Projektfonds und Baufonds. Daneben gibt es zwei Beteiligungsgremien – die Aktionsfondsjury und den Quartiersrat –, die über die Verteilung der Quartiersfonds entscheiden (Aktions- und Projektfonds) bzw. mitbestimmen (Baufonds). Beide Gremien werden ausschließlich (Aktionsfondjury) und mehrheitlich (Quartiersrat) von Anwohnenden besetzt.
- Der Aktionsfonds ermöglicht kurzfristig und schnell sichtbare nachbarschaftliche Projekte, für die vom QM bis zu 1.500 Euro pro Projekt vergeben werden können. Die Ideen dafür kommen aus dem Kiez, d. h. von Personen oder Gruppen, die im jeweiligen QM-Gebiet leben oder arbeiten. Hier entscheidet die Aktionsfondsjury über die Förderung der beantragten Ideen. Im QM-Gebiet Harzer Straße wurde die erste Aktionsfondsjury in einem öffentlichen Losverfahren im Mai 2021 gewählt. Diese trifft sich einmal im Monat und hat auch schon über die ersten Projektanträge entschieden.
- Der Projektfonds finanziert nachhaltig wirkende sozialräumliche Projekte im QM-Gebiet, deren Förderung bei 5.000 Euro beginnen. Die Projektideen dafür stammen aus dem IHEK, dessen Festlegung in Abstimmung mit dem Quartiersrat erfolgt. Anders als bei der Aktionsfondsjury sind beim Quartiersrat auch Einrichtungen, Initiativen, Unternehmen und/oder Vereine vertreten, allerdings bilden Anwohnende immer die Mehrheit. Im QM-Gebiet Harzer Straße wird der Quartiersrat Ende 2021 aufgestellt.
- Mit dem Baufonds werden größer angelegte und langfristig nutzbare Bauprojekte ab einer Fördersumme von 50.000 Euro finanziert, die zur nachhaltigen Stabilisierung und Entwicklung eines QM-Gebiets beitragen. Der Bedarf an baulichen Investitionen wird im Rahmen des intensiven Austauschs mit Anwohnenden, Agierenden, dem Quartiersrat und den bezirklichen Fachämtern ermittelt.